
Der Boom der Ölpalme
In den 1990er Jahren wurde Palmöl, das Öl der Ölpalmen, hauptsächlich noch von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie abgenommen, wo es bis heute ein wichtiger Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmittel und Kosmetikprodukte ist.
Die Ölpalme (lat.: Elaeis guineensis) stammt ursprünglich aus Afrika. Die fetthaltigen Früchte der Ölpalme werden für die Gewinnung von Öl aufgearbeitet, das viele gesättigte Fettsäuren enthält.
Doch seit dem Boom der Agrartreibstoffe ist die Nachfrage nach Palmöl regelrecht explodiert. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen. Das Palmöl fließt in unsere Autotanks und verschärft dadurch die Zerstörung der tropischen Regenwälder; zusätzlich wird der Kohlendioxid-Ausstoß massiv erhöht.
"Weiße Liste Palmöl"
Die Borneo Orang-Utan-Hilfe hat eine "Weiße Liste Palmöl" zusammengestellt; darin sind Unternehmen aufgeführt, die entweder kein Palmöl verwenden oder gegebenenfalls über ihre Palmöl-freien Produkte informieren. Die Liste wird fortlaufend aktualisiert, zum Herunterladen unten rechts die rote Erde anklicken.
Aus welchen Ländern kommt das Palmöl?
Die Ölpalme gedeiht am besten in tropischem Klima. Noch stammen 83 Prozent des global gehandelten Palmöls aus den südostasiatischen Ländern Malaysia und Indonesien. Doch Südamerika holt auf. In Kolumbien wird sehr viel Regenwald für den Anbau von Ölpalmen vernichtet - finanziert von der Kokainmafia.
Und in Zukunft wird Amazonien mehr und mehr in den Blickpunkt der Palmölindustrie rücken. Fast die Hälfte Amazoniens ist für den Anbau von Ölpalmen geeignet, womit Brasilien über die größten Landflächen für das Geschäft mit Palmöl verfügt. Der brasilianische Senator Flexa Ribeiro drückt es so aus: "Palmöl ist unser grünes Erdöl". Land ist billig in Amazonien, billiger als in Südostasien - das weckt die Begehrlichkeiten der Palmölindustrie.
Welche Flächen werden zu Ölpalmenplantagen?
Die Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien wurde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich erhöht und zwar von 0,6 Millionen Hektar im Jahre 1985, auf drei Millionen Hektar im Jahr 1999 bis auf 5,4 Millionen Hektar im Jahr 2004. Tendenz steigend! Im Jahr 2008 sollen 8,4 Millionen Hektar erreicht sein (siehe Grafik unten), Anträge auf die Umwandlung weiterer 20 Millionen Hektar sind gestellt: Diese Fläche entspricht in etwa der Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens oder fünfmal der Fläche der Schweiz!
Wer braucht das Palmöl?
Die Verteuerung fossiler Energieträger (Erdöl, Erdgas) führt dazu, dass die Nachfrage nach "billigeren" Energieträgern steigt. Zwar konnten mit Palmöl im Juli 2007 mit 700 Euro pro Tonne Rekordgewinne erzielt werden, trotzdem war das Pflanzenöl immer noch billiger als Erdöl. Heute (August 2009) kostet eine Tonne Palmöl noch rund 320 Euro.
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist eng mit dem Palmöl-Boom verknüpft, denn das Land benötigt enorm viele Rohstoffe und viel Energie. Doch auch die westlichen Industrienationen gieren nach Palmöl. Über 90 Prozent des Palmöls sind für den europäischen Markt bestimmt. Allein die Firma Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl jährlich.
Der momentan aufkommende Boom der Agrartreibstoffe ist nicht so ökologisch, wie die Vorsilbe "Bio" suggeriert. Die EU-Umweltminister haben Anfang März 2007 beschlossen, den Anteil der Agrarkraftstoffe in Benzin und Diesel bis zum Jahr 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen. Doch unsere heimischen Anbauflächen reichen nicht aus, um diese zehn Prozent Agrarkraftstoffe allein aus Rapsöl herzustellen.
Deswegen wird Palmöl aus Südostasien verwendet. Und für die Ölpalmen müssen riesige Flächen tropischen Regenwalds in Indonesien und Malaysia gerodet werden. Agrardiesel – eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative? Sicherlich nicht! Europa ist durch die Agrardiesel-Förderung zum größten Importeur für Palmöl geworden.
Dieser Öko-Aktivismus ist nicht sinnvoll. Denn ein Hektar Regenwald speichert etwa 300 Tonnen Kohlenstoff, ein Hektar Palmölplantage weniger als 40 Tonnen. Der Wald nützt dem Klima weitaus mehr. Dennoch wird immer noch Regenwald gerodet, um Palmen für die Agrardieselproduktion anzupflanzen.
So sieht eine Ölpalmen-Plantage im Süden Borneos (Indonesien) aus. Gut sind im unteren Bildteil die einzelnen Ölpalmen zu sehen, darüber befindet sich eine Ölmühle. Sie können mit +/- oben links im Bild aus dem Bild herauszoomen, das verdeutlicht die irrsinnige Größe dieser Plantage.
Hinzu kommt, dass der Palmölschrot (die Schalen der Ölpalmenfrüchte) in den europäischen Massentierhaltungen landet, wo er als Ersatz für das mittlerweile verbotene Tiermehl verwendet wird.
Orang-Utans
Die meisten Orang-Utans in Indonesien werden auf Ölpalmen-Plantagen abgeschossen, gefangen oder verstümmelt. Auf Ölpalmen-Plantagen? Ja, denn weil ihr natürlicher Lebensraum abgeholzt wird, sind sie gezwungen bei der Suche nach Nahrung auf die Plantagen auszuweichen. Dort sind die friedlichen "Waldmenschen" leichte Beute für Jäger und Wilderer!
Sehen Sie dazu: Blutiges Palmöl - schockierende Bilder vom Schicksal der Orang-Utans auf Borneo. Von Dr. Willie Smits (pdf-Format, 7,1 MB).
Und die Menschen in Indonesien?
Während des groß angelegten indonesischen Umsiedlungsprogramms (transmigrasi) wurden die Menschen von benachbarten Inseln nach Sumatra, dem Lebensraum von Tigern, Orang-Utans und Elefanten, umgesiedelt. Dort verdienen sie sich jetzt ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner auf den Ölpalmen-Plantagen. Der Palmölboom kommt bei den Menschen in Indonesien nicht an!
Palmölboom an der Börse
Der indonesische Betreiber von Palmölplantagen, die Firma "Tunas Baru Lampung" (WKN: A0LAUE), handelt mit Palmöl. Schauen Sie sich doch einmal die Kursentwicklung der Aktien dieser Firma unten im Bild an oder unter http://www.worldofinvestment.com. Tunas Baru ist einer der größten Plantagenbetreiber Indonesiens mit einer geplanten Anbaufläche von 82.000 Hektar.
Im Bild unten oder unter www.rohstoffe-go.de sehen Sie die Aktienentwicklung von "Astra Agro" (WKN 911507) von 2003 bis heute. Astra Agro ist Indonesiens größter Betreiber von Palmölplantagen und bewirtschaftet rund 207.000 Hektar, das sind sage und schreibe 2.070 Quadratkilometer (zum Vergleich die Fläche des Saarlands mit 2.570 Quadratkilometern!)
Quelle: http://www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/palmoel.htm |